"-273,15 Grad Celsius - kälter kann es nicht werden. Bei dieser Temperatur bewegen sich die Moleküle nicht mehr, alle Bewegung, alle Reibung ist eingefroren. Es herrscht Stillstand.

Szenenwechsel: Im Juni 2019 stürmt eine Gruppe von Menschen einen Raum im Theater. Verzweifelt! Wütend! Nach Gerechtigkeit suchend, nehmen sie Ihr Publikum in Geiselhaft und wollen den Theaterraum einfrieren. Es ist ein Experiment, das mit einer verzweifelten Hoffnung einhergeht: Wenn man einen Raum auf -273,15 Grad Celsius einfrieren kann, kann man dort die Menschenrechte auf ewig konservieren und für alle gültig macht! Die Forderung, die mit Stücknamen identisch ist, lautet HUMAN RIGHTS NOW. Es zeichnet in liebevollen, kraftvollen und mutvollen Monologen die Hoffnung nach einer gerechten Welt auf.

Für dieses Stück schrieben Mohamed Kushari (Musik) und Marc-Bernhard Gleißner (Text) das Eislied: Eine Ballade die vordergründig nach Verzweiflung schreit und mit Sätzen "aller Eifer wird überwunden, wenn jeder nur zu träumen aufhört" fast schon körperlich weh tun. Doch hintergründig drückt es auch den Mut aus, sich der Kälte, der Nicht-Bewegung aller Teilchen zu stellen.

Advent, das vergisst man meistens, ist eine apokalyptische Zeit, man wartet auf das Ende der Welt. Und im Abschied sagen, nähert sich der Tag des jüngsten Gerichts nicht mit Explosionen und Endzeitkämpfen, sondern Gott wird Mensch, ganz verletzlich, offen für Verzweiflung und Leid und setzt gerade damit ein Zeichen der Hoffnung und des Trosts.

Das Eislied wird im Stück "Drei Frauen aus Ruwer" im Projekt IKD (Initiative Kulturelle Diakonie im Trierer Süden) mit der studentischen Theatergruppe Kreuz&Quer, dem Verein Sredna und vielen Menschen aus dem Trierer Süden geprobt und kommt 2022 zur Aufführung. Es setzt sich mit dem Thema Tod auseinander. Es wird ein trauriges Stück, aber auch eines, das Mut machen soll. So wie es am Ende des Eisliedes heißt: "macht sie sich Mut und friert sich langsam ein."